Nicht vom Beckenrand springen!

Spätestens, wenn nach freundlichsten Versuchen der Kontaktaufnahme auch ein schneidiges "Frollein" nicht hilft, fragt sich die Bademeisterin: Was treibt Menschen, die am Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) leiden, dazu, ihre Bestimmung ausgerechnet im Kellnern zu finden?

Die Bademeisterin war in letzter Zeit etwas blogfaul, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt war. Dabei ist so viel Aufregendes passiert:

Alice Schwarzer ekelt Lisa Ortgies, ihre Nachfolgerin als Emma-Chefredakteurin, raus - dass das passiert, finde ich wenig überraschend, aber so schnell ...

Österreich gewinnt mal wieder ein Fußballspiel, am vergangenen Freitag 5:1 gegen Malta.

Die No Angels blamieren sich beim Easteuropean Song Contest bis auf die Stimmbändchen.

Am Samstag fand in Berlin der Avon-Frauenlauf statt, die Bademeisterin hatte sich angemeldet, aber wegen Traningsfaulheit doch vom Start abgesehen. Dennoch holte ich mir vorher, quasi zur Kasteiung, das werbebeflockte T-Shirt, das die Veranstalter ausgeben, tailliert oder in T-Form. Es war - mal wieder - hellrosa, was am Lauftag so anmutet, als liefe eine quiekende Ferkelhorde durch den Tiergarten.

Ich schickte einer sehr sportlichen Freundin die unfrohe Farbbotschaft per SMS. Wenig später kam die Gegenfrage: "Hast du normal oder figurbetont gewählt?" Ein Blick in den Spiegel, dann tippte ich tapfer: "Bei mir ist normal gerade figurbetont!"

Heute war ich laufen, im Tiergarten. Und nächstes Jahr nehme ich das figurbetonte Shirt. Wehe, Avon, es ist wieder ferkelrosa!

Die Sonne scheint seit Tagen fröhlich frühsommerlich in Berlin, die Kinder haben Pfingstferien - was spricht gegen den Besuch eines Freibades? Dagegen sprechen die Berliner Bäder-Betriebe!

Wie der eifrige Prinzenbad-Reporter des Tagesspiegel, Matthias Oloew, aufzählt, sind bisher erst die Außenbecken der Kombibäder Gropiusstadt, Mariendorf, Seestraße und Spandau-Süd, das Olympiabad, das Strandbad Wannsee und natürlich das beste aller Bäder, das Kreuzberger Prinzenbad geöffnet.

Die Sommerbäder Wilmersdorf, Neukölln, Wuhlheide, Humboldthain, Pankow, Mariendorf, das Spucki und das Sommerbad am Insulaner sowie die Kinderbäder Platsch und Monbijou legen erstaunlicherweise noch keinen Wert auf Badegäste.

Über Pfingsten gibt es in Berlin wieder ein schauriges Schauspiel: Blasse deutsche Frauen entdecken die Brasilianerin in sich, binden sich ein (in Menstruationsblut?) gebatiktes Tuch ins Haar, präsentieren ihre Speckfalten und sinken zu Trommelmusik in debilen Trance - willkommen beim Karneval der Kulturen!

Die Bademeisterin kann nicht so viel Caipirinha trinken, dass ich diesen Anblick ertragen könnte ...

Eine ferne Bekannte von mir hat mal gesagt, Arroganz sei eine positive Eigenschaft. Übrigens ist diese Dame so arrogant, mein Xing-Kontakt-Begehren abzulehnen, obwohl wir mal eine Arbeitsgruppe in der Uni gebildet hatten. Sogar ihr unsägliches Seminar "Das Geschlecht der Informatik" hab ich ertragen ...

Der Bademeisterin ist Arroganz unterstellt worden, als ich es bedauerte, dass es bei Spielen von Hertha BSC Berlin keinen Fanblock für Abiturienten gibt. "Die Bademeisterin ist ja eine arrogante Kuh, was bildet die sich eigentlich ein?!" traf mich einige Zeit später die Moralkeule. Nun, ich hatte einen Grund, wenige Tage vor dieser fatalen Äußerung war ich beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg. Schräg hinter mir saß ein arg betrunkenes Wesen, das hin und her schwankte auf seinem Schalensitz und alle zwei Minuten brüllte: "Äh, Präger, du Fotze!" (Roy Präger war damals ein recht erfolgreicher Stürmer der Wölfe.) Das fand ich inhaltlich falsch, sprachlich nicht elegant und vor allem nervig, deshalb diese gar nicht arrogant gemeinte Idee.

Nun wurde ich wieder gemaßregelt. Ist es etwa arrogant, in E-Mail-Zitaten Rechtschreibfehler zu verbessern?

Die Bademeisterin ist nicht verschollen, ich sitze bloß den ganzen Tag vor dem Fernseher und sehe auf Eurosport Snooker, jene Billard-Variante, über die Kommentator Rolf Kalb so schön sagte: "Der Snookertisch ist 3,66 m mal 1,83 m groß, das entspricht einem Kinderzimmer im sozialen Wohnungsbau."

Herausragend bisher spielt Ronnie O'Sullivan, dem bereits ein Maximum Break gelang. Mein Lieblingsqueueartist Neil Robertson aus Australien ist leider schon ausgeschieden.

Heute ist es endlich passiert, zum ersten Mal in meinem Leben! Sie standen vor der Tür. Haben sie etwa meinen Pocher-Text gelesen und wollten mit der Bademeisterin über Gott und Oliver sprechen?

Es klingelte, ich meldete mich per Gegensprechanlage. "Wir stehen schon vor Ihrer Tür!" flötete es aus dem Hausflur. Ich öffnete und sah zwei beseelt lächelnde Damen in altmodischen Klamotten, farblich wirkten sie wie aus der Zeit, in der es noch keine Color-Waschmittel gab. Gemeinhin beleidige ich Menschen nicht prima vista, heute aber entfuhr es mir: "Sie sehen aus wie Zeugen Jehovas!" - "Wir sind Zeugen Jehovas!" Ich tat, was wohl die meisten tun.

Und erinnerte mich an ein tolles Zitat aus der Times, die mal über Steffi Graf schrieb, ihre Vorhand erinnere an jemand, "der einem Zeugen Jehovas die Tür vor der Nase zuknallt".